“Was haben die eigentlich immer mit den Jungfrauen?! Frauen, denen man nicht mehr das Kellerfenster einrennen kann, sind offenbar wertlos…”
Nachdem wir bei ticketonline.com für die “Print@home”-Funktion 2,50 Euro Porto zahlen mussten, waren wir letzte Woche endlich stolze Besitzer von Karten für Katharina Herbs neues Programm 400 Jahre Sex in der Oper. Nach unzähligen Stunden der Vorfreude und leckerem Essen bei der italienischen Erlebnisgastronomie Vapiano in Mannheim war es dann endlich soweit – der Ankleide-Assistent / Techniker trat auf die Bühne und verkündete, dass es auf eben jener keinen Sex geben würde. Ein Raunen ging durch den Saal, aber es wurde auch schon bald klar, dass die meisten Anwesenden das kleine schnucklige Theater auch nicht wegen der unzensierten Titte auf den Plakat aufgesucht hatten (so wie das offenbar in Köln der Fall gewesen sein sollte).
Zwar lautet es in der offiziellen Ankündigung des Programms “und ja, es geht um Sex”, aber hätte ich das erwartet, wäre ich enttäuscht worden. Stattdessen ging es darum wie man hohe Töne singt (“Uffmache! Gosch uff!” – Gott sei Dank spricht meine Gesangslehrerin überwiegend hochdeutsch…) und Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen mit phonetischer Interpunktion dargeboten, es ging um große Brustpanzer (zu denen Katharina Herb ein sehr spezielles Verhältnis zu haben scheint) und Jungfrauen, die sich in Menschen verlieben, die sie nicht kennen (und wiederum von Menschen geliebt werden, denen sich unbekannt sind) und nach dem Wegsterben des Geliebten das Kloster aufsuchen, um Waaaallküren und den bösen Zwerg Alberich (und ja, da ging mir als Münsteraner Tatort-Fan ein Lichtle auf!).
Der Abend war eine erfrischende Einführung in einige Klassiker der Opernwelt, mit einem kleinen Exkurs in die Anfänge der Operngeschichte, die suggerierte, dass man lieber auf die Verständlichkeit des Texte verzichten sollte, als die instrumentale Begleitung auf zwei Flöten zu reduzieren.
Da die Handlungen von Opern meist sehr komplex sind (ich habe eine Aufnahme von der Hochzeit des Figaro, da steht im Booklet bei der Zusammenfassung: “Der Akt endet in allgemeiner Verwirrung”), sollte man sich eigentlich nicht mit mehreren Opern kurz hintereinander beschäftigen – jedenfalls baut sich meiner Erinnerung gerade ein Bild zusammen, in der die Zigeunerin das falsche Kind ins Feuer wirft, dann mit dem spanischen Soldaten flirtet, bevor sie im Rhein nach Alberichs Gold taucht… aber gut, da muss man sich halt mal ein bisschen konzentrieren. Kurzum: Es wurden Carmen, Il Trovatore und der Ring erzählt, dargestellt und gesungen, wobei es zwischendurch auch mal ganz ernst wurde, als Katharina Herb Azucenas Arie Condotta ell’era in ceppi sang, am Feuer, da lief es mir dann doch mal kurz kalt den Rücken runter, sofern man in diesem Raum von Kälte oder auch nur kühler Luft sprechen konnte.
Das Finale (nicht das offizielle, aber mein persönliches) war dann aber doch der Ring, bei dem ich immerzu an ein Video denken musste, dass ich kürzlich auf youtube fand: All you need to know about opera in 10 Minutes.
Da wird trotz Spontanität geniale Plätze in der zweiten Reihe ergattert hatten (das wollte ich bei dem Portozuschlag aber auch hoffen!), kam auch noch mein kleiner Lichtriese zum Einsatz – in solchen Momente bin ich von diesem Objektiv (50 mm, 1.4), kombiniert mit der Serienbildfunktion der Kamera, ziemlich begeistert, da es mir einige gestochen scharfe Fotos der Diva bescherte. Also alles in allem ein phantastischer Abend!
Nur die Feder-Augenbrauen, mit denen kann ich mich nicht anfreunden!