Bei meinem vorletzten Umzug war dieser kleine Buchladen mein Nachbar geworden. Die beiden Jungs, die den Laden führen, genossen ab und zu eine Pause an der frischen Luft, man grüßte sich freundlich und schon bald fand ich heraus, dass der Besuch des Ladeninneren noch viel mehr als bloße Freundlichkeiten bereit hielt – mal einen Buchtipp, mal einen Kaffee, mal ein Plausch über dies und das, eine liebevolle Einrichtung und eine schöne Atmosphäre – dazu tüdelt aus den hinteren Büros ein wenig Wiener Walzer und vorne wird beinahe jeder Kunde mit Namen begrüßt. Online-Bestellungen in den bekannten Etablissements wurden schnell überflüssig, und am liebsten hätte ich mir auch die Bücher, die ich für mich selbst kaufte, als Geschenk verpacken lassen, denn das Geschenkepacken wird dort mit liebevoller Kunst betrieben.
Als ich erzählte, dass ich die Stadt nun verlassen würde bekam ich ein Buch über George Sand in die Hand gedrückt, sie sei doch eine unserer Vorkämpferinnen gewesen. Mein betretenes Gefühl über meine Bildungslücke verging bald in Dankbarkeit über die herzliche Aufmerksamkeit mit dem berührenden Ihr-Wir-Unterton.
Seit ich nun nicht mehr regelmäßig am Buchladen vorbeilaufe, bestelle ich wieder online – auf uptodate-giessen.de und gehe die Bücher in einer Mittagspause abholen, um ein wenig der besonderen Atmosphäre des Ladens zu genießen – dafür heute ein Eintrag in das Gratitude-Journal.