Ich sitze im Zug und freue mich schon auf den letzten Teil der Fahrt – wenn der ICE von Berlin Spandau gemütlich zum Hauptbahnhof ruckelt, vorbei am Tiergarten, Siegessäule, in der Ferne die Reichstagskuppel, dann aussteigen, Hauptstadtluft schnuppern.
Andere schwärmen von Hamburg, München oder Köln – ich glaube, man kann nur eine Großstadt lieben, und dieser Platz in meinem Herzen ist seit Jahren an Berlin vergeben. Da steckt sicher eine Menge romantischer Verklärung dahinter, die ich mir aber als gelegentlicher Gast leiste. Was mich begeistert, ist der Geist der Geschichte, den man hier an so vielen Ecken einatmen kann, ohne dabei in ferne Jahrhunderte zurückgehen zu müssen. Hier hat sich Welthistorie zu meiner Lebzeit abgespielt, und doch hat sich die Stadt in den letzten 30 Jahren so wahnsinnig gewandelt, dass die Welt von damals nur schwer wiederzufinden ist. Es sind die Straßenschilder, die ihre ganz eigenen Schriftarten mit den auffälligen Ligaturen verwenden. Es ist das Teilhaben am Großen, Berühmten, am Fernen, am vielleicht manchmal unerreichbar Scheinenden, an Bauwerken, Stadtvierteln, an Stimmungen. Es ist das Eintauchen in eine bunte Welt, in der es alle Arten von Menschen zu geben scheint.
Bevorzugt reise ich mit meiner Kamera nach Berlin, ich darf sie betrachten, diese bunte Welt mit ihrer so präsenten Geschichte, mit ihrer Vielfalt, und versuche sie festzuhalten, um ein bisschen von ihr mit nach Hause zu nehmen – im Herzen und auf der Chipkarte.