Nach vielen Monaten der Vorfreude sind wir heute nun endlich losgelaufen. Von Florenz aus ging es mit dem Zug in einer knappen halben Stunde nach Sant Ellero, wo der große Anstieg begann.
Der Reiseführer hatte uns ca. 1000 Höhen Meter bergauf versprochen, die GPS Messung Sprache am Ende von 1334 m – vielleicht liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Klar ist aber: es waren verdammt viele.

Trotz sehr guter Beschilderung notiere ich den ersten Punkt, ohne den ich diese Reise nicht machen wollen würde: eben jenes GPS, das mir mit der offline Karte auch in der entlegendsten Gegend sagen kann, wo ich mich befinde und in welche Richtung ich laufen muss. Bei Zweifeln zum Weg hilft eine Standortbestimmung zwischen Startpunkt und Ziel und dem ganzen Raum dazwischen. Stets auf behütende Weise aus dem Universum von einem Satelliten begleitet. Vielleicht ein metaphorisch Gedanke zum Mitnehmen…

Der Weg führte heute stetig bergauf durch die wunderschöne taskanische Landschaft. Nach 500 Meter fragte ich mich, was wir da eigentlich tun.. Doch die Frage verflog bald und ich konnte mich gar nicht sattsehen an der Olivenhainen und blühenden Pflanzen. Es gab heute Mohn, Forsythie, Kirsche und Krokusse zu bestaunen, auf unterschiedlichen Höhenlagen, ein bisschen irre. Die Sonne schien fantastisch, und einen weiten Teil der Strecke schaffte ich mit großer Euphorie und Kraft, trotz den 12 Kilo auf dem Rücken.
Vielleicht war auch das eine Standortbestimmung – wie viel steckt da eigentlich in mir?



Nach einem verdammt knackigen Anstieg am Nachmittag war und mit der wachsenden Anzahl an Kilometern in den Beinen klopfte die Erschöpfung dann aber doch an die Tür und ich ließ sie widerstandslos eintreten. Wir erreichten unsere kleine, feine und sehr frische Unterkunft in Consuma (Ospitale San Domenico) nach knapp 19 Kilometern und wurden mit einem herrlichen Abendessen belohnt, von unserem äußerst netten Gastgeber selbst vor Ort aufgewärmt (von seiner Frau aus viel selbst angebauten Gemüse gekocht). Sehr lecker!
Wir haben auch die ersten anderen Pilger getroffen – zwei relativ zu Beginn des Weges, sie waren schwer bepackt und hatten ein Zelt dabei. Da ich schon in unserem Zimmer in voller Kontur im Bett liege und auf warme Füße warte, beneide ich sie weder um das Gewicht, noch die Schlafmöglichkeit. Die anderen beiden verbringen die Nacht auch hier im Ospitale, haben aber gleich zu Beginn festgehalten, dass sie keine Pilger sind, sondern Wanderer. Aber wahrscheinlich laufen auch sie mit GPS.