Wie Weihnachten – Cammino #13

Unser Hotel überrascht uns heute morgen mit einem sehr vielfältigen Frühstück. Es gibt Vollkorntoast und Müsli (echte Seltenheiten) und ein grandioses Croissant mit Pistaziencremefüllung. Nach einer guten Nacht in einem sehr kalten Zimmer ist das ein leckerer Start in den Tag. Wir machen uns in Pietralunga früh auf den Cammino, denn heute erwartet uns wieder eine Regen-Thematik. Mehrere Schauer sind angekündigt, wann und wo lässt sich aus der App nicht eindeutig rauslesen. Wir versuchen, soweit zu kommen, wie möglich.

In einem kleinen Lebensmittelladen hole ich mir noch ein Brot, es gibt auch hier Vollkorn und es wird mir mit einer sehr dicken Scheibe Pecorino belegt – ich freue mich jetzt schon darauf. Die Wegweiser geben unser Ziel, die historische Stadt Gubbio, mit 24 Kilometern an – nicht ganz die Wahrheit, wie sich herausstellen wird, aber eine äußerst hilfreiche Täuschung.

Wir laufen los und kommen gut voran. Es ist noch trocken, zwei Steigungen sind relativ gut auf zumeist Schotterwegen zu bewältigen. Wir treffen auf ein paar Italiener mit bester Laune, sie singen die ganze Zeit. Ein kleiner Abschnitt des Weges ist fast zum Runterrutschen im Matsch, aber auch das tut der Laune keine Abbruch.

Gegen Mittag, wir sind wieder alleine unterwegs, fängt es an zu nieseln. Wir befürchten, dass unsere Mittagspause ins Wasser fällt. Als der Regen intensiver wird, wollen wir unsere Ponchos aus dem Rucksack holen, da schaue ich zur Seite und sehe ums Eck eine alte Scheune. Wir beschließen, sie uns anzuschauen, in der Hoffnung, ein Dach zum Unterstellen zu finden.

Das Dach, welches wir finden, ist riesengroß. Die Scheune ist an den Seiten offen, drin lagern Maschinen und Strohballen, es ist viel Platz und geschützt. Wir können unser Glück kaum fassen. Wir ziehen die nassen Sachen zum Trocknen aus und klettern auf einen der Strohballen. Der perfekte Platz zum Mittagessen. Neue trockene T-Shirts, das extrem leckere Käsebrot, noch ein paar Oliven vom Vortrag – ein herrliches Mahl, während der Regen heftig auf das Scheunendach prasselt. Wir sitzen im Stroh, an den Wänden stehen Futtertröge – da kommt fast ein bisschen weihnachtliche Stimmung auf.

Am Nachmittag erwischen uns noch zwei Schutt Regen, den einen überstehen wir gut mit leichten Regencapes, den anderen mit Trotz und Tempo, denn wir sind fast am Ziel. Die letzten fünf Kilometer ab Casamorcia gehen wieder durch die Ebene, und es ist wie so oft am Ende: es zieht sich und verlangt die letzten Kräfte ab – egal wie weit man vorher gegangen ist.

Gubbio erreichen wir schließlich nach 29 Kilometern. Das entspricht auch der Entfernung in unserem Pilgerführer, aber ich bin dankbar, dass das so am Anfang nicht auf den Schildern stand. Nach einer kräftezehrenden Etappe gestern war die heutige mit viel positiver Energie gefüllt – und mit Dankbarkeit für ein Dach über dem Kopf, ein Käsebrot und einen bequemen Platz im Stroh.

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