Heute geht es auf unsere letzte Fuß-Etappe dieser Pilgerreise. Ich habe etwas durchschnittlich geschlafen und merke schon auf dem Weg zum Frühstück, dass die Schwerkraft heute wieder etwas stärker ist, der Weg von gestern steckt mir noch in den Beinen. Aber ich freue mich sehr auf den Tag, ca. 15 Kilometer sind es bis Assisi, die Sonne scheint schon am Morgen recht warm. Zur Freude mischt sich aber auch ein wenig Wehmut – gerade jetzt, wo es so gut läuft, ist das mit dem Laufen auch schon wieder vorbei. Wir müssen oft daran denken, dass der Cammino ja eigentlich noch bis nach Rom führt – Assisi ist also hoffentlich nur ein Zwischnstopp bis zur nächsten Pilgerung.

Der Weg führt erstmal wieder bergauf. Das ist ein wenig mühsam, denn der Waldweg ist sehr matschig, bei jedem Schritt vorwärts rutscht man wieder einen halben Schritt zurück. Aber der Wald ist ein Fest für die Sinne – es riecht nach Leben, die Vögel zwitschern munter, ein Bächlein rauscht neben dem Weg und alles ist inzwischen in saftiges Grün getaucht. Waren zu Beginn unseres Weges die Wälder noch kahl, so ist der Frühling hier in voller Pracht und Blüte.


Nach ungefähr der Hälfte des Weges kann man von weitem das erste Mal in der Ferne die Basilika von Assisi erkennen, wie sie auf dem Berg thront. Das Ziel, es ist langsam in erreichbare Nähe gerückt.



Ein Abstecher zur Pieve San Nicolo endet leider vor einer verschlossenen Kirchentür, das war bei den ganzen kleinen Kirchen bereits öfter so. Dafür legen wir immer wieder Pausen ein, um die herrliche Natur zu genießen, ganz im Sinne Francescos, der den Menschen als integralen Bestandteil der Natur betrachtete, nicht als ihren Herrscher.


Kurz vor Assisi geht es nochmal bergauf. Wir entscheiden uns gegen unseren Pilgerführer und laufen nicht die Straße nach oben, sondern gehen durch den Wald, ein wunderbarer mit Alpenveilchen gesäumter Weg, der schließlich kürzer ist, als wir es erwartet haben (und kürzer als Vieles, was wir schon nach oben geklettert sind). So stehen wir plötzlich vor der riesigen Basilika, wir sind da – ich kann es kaum fassen und habe Tränen in den Augen. Angekommen, nach 295 Kilometern.

Doch was heißt angekommen? Erstmal haben wir nur die Basilika erreicht. Das Ankommen ist eigentlich viel mehr ein Aufbruch, ein Aufbruch in die Zeit »danach«, die jetzt beginnt und bereichert werden möchte durch all die Erlebnisse und Begegnungen der letzten zweieinhalb Wochen.


Der Cammino hatte uns immer wieder tolle Begegnungen geschenkt, und das tut er auch hier wieder. Unter all den Menschen finden sich immer wieder bekannte Gesichter. In der Messe treffe ich Sylvie und Barbara, die uns die letzten Kilometer nach Pietralunga erfrischt hatten. Auf der Piazza sitzen Ines und Rudi, mit denen wir einen herzlichen Abend in Stia verbrachten. Und in der Trattoria degli Umbri finden wir schließlich Alois Luigi, den Pilger-Profi, und Tone, mit der wir schon den gestrigen Abend Vino und Dolci genossen haben.
Wir verbringen den Abend zu sechst in der Trattoria, zeichnen die unterschiedlichen Wege nach Assisi nach, wir philosophieren darüber, was das Ankommen auf dem Cammino bedeutet, teilen unsere spirituellen Erlebnisse der letzten Tage oder was uns der Glaube und die Kirche bedeutet. Es ist eine berührende Stimmung.
Dieser Abend mit den anderen Pilgern, an dem wir so viele Gedanken und Erlebnisse teilen, er ist für mich ein Ankommen – im Hier und Jetzt, jeden Moment aufs Neue. Da Sein, ganz Sein – in diesem wunderbaren Moment, den es so kein zweites Mal gegen wird.
It was so lovely meet you both! I really hope our paths will cross again one day.. Please come visit me!
Here’s a link to the pilgrimages to my hometown Trondheim:
https://pilegrimsleden.no/en/kart
Have a safe trip home!
It was so lovely meet you both! I really hope our paths will cross again one day.. Please come visit me!
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Have a safe trip home!
🤩🤩🤩
Ich freu mich so mit und für euch!
Jeden Tag habe ich hier eure Berichte und die schönen Fotos verfolgt.
Irgendwann vor 23 Jahren ist ein Pfadfinder-Jan unten im Tal aus dem Zug gestiegen und dann durch die Hitze nach oben gestapft um letztlich dort zu stehen wo ihr nun seid: vor der Basilika! (damals nach dem Erdbeben von 1997 noch eingerüstet und im Wiederaufbau begriffen)
Fotos hab ich gar keine mehr, glaub ich…
Oh, liebe Schrati, jetzt bin ich ja auch ganz gerührt von eurer Ankunft aber noch viel mehr mehr von all der Schönheit, Dankbarkeit und Weisheit, die du mit uns teilst.
Zum Glück ist Assisi ja nur ein kleines Etappenziel auf der grossen Lebenspilgerreise deshalb wünsche ich Euch einfach nur ein gutes Weitergehen!
Liebe Ines, vielen Dank fürs Verfolgen 😊 und ja genau, es geht weiter… 😉
I know that feeling 🙂
Meine Erinnerungen stammen von 2004 und diesen Weg vom Bahnhof hoch hab ich in Teilen immer noch lebhaft vor mir.
Schrati falls Ihr zufällig (oder eher geplant) am Bahnhof vorbeikommt, ich würd mich sehr über ein simples Foto von diesen ersten geraden Wegmetern zwischen den beiden Feldern Richtung Hügel freuen 🙂
In meinem Archiv findet sich nur die Abfahrtsperspektive https://abload.de/img/bild_2022-04-27_22042z2kg5.png
Habt nen feinen Aufenthalt, viel Freude beim Aufsaugen
Es war leider ziemlich dunkel heute morgen um 5h15.. Aber es ist voll schön, dass ihr da auch alle schon mal ward 😁
Danke lieber Jan, ich habe öfter an den 17 Jährigen Bub gedacht 😁 das mit dem Erdbeben hat würde uns auch erzählt, das muss ja echt heftig gewesen sein. In den eingestürzten Teil der Kirche hat man versucht, die Fresken aus dem Schutt wieder zusammenzusetzen, 300.000 Fragmente.. Schon echt krass, jetzt sieht man nur noch weiße Flecken an der Wand.
Pingback: Pace e bene – Cammino #18 – SchratiBlog
Herzlichen Glückwunsch Schrati, ich freue mich für dich, dass du erfolgreich nach Assisi gepilgert bist. Liebe Grüße, Dario 🙂 🕊️🍀