Start | Ziel | km |
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Viano do Castelo | A Guarda (Spanien) | 33 |
Unser Tag startet mit einem einfachen, aber guten Frühstück im Alex Point Guesthouse, einer Wohnung im zweiten Stock eines Wohnhauses, welche als Unterkunft vermietet wird. Alex selbst kocht Kaffee und gibt uns Tipps für unsere heutige Route nach Aguarda.
Wir sollten auf jeden Fall direkt an der Küste langlaufen, das sei sehr schön und ein paar Meter kürzer – bei geplanten 31 Kilometern fällt das durchaus ins Gewicht, auch wenn diese Route nicht auf dem richtigen Jakobsweg liegt. Aber was ist hier schon richtig bzw. original? Das Unterwegssein ist es, im Herzen und mit den Füßen. Für die Überfahrt nach Spanien gibt er uns eine Telefonnummer für ein Taxi Boat, da die Fähre schon seit längerer Zeit nicht mehr fährt. Ich habe Hoffnung, dass ich um dieses Telefonat drum rumkomme, aber ich schreibe die Nummer auf.
Wir folgen also dem Weg an der Küste und sind sehr berührt von dessen Schönheit. Nicht zu vergleichen mit der Strandpromenade der ersten Tage. Hier geht es auf schmalen Pfaden durch Gebüsch, Wald und Dünen, statt auf Holzstegen laufen wir auf feinem Schotter. Dort laufen heute auch die Wanderstöcke super mit, die sich gestern schon als extrem wertvolle Unterstützung bewährt haben.

Mein Rucksack ist heute kein Leichtgewicht, da ich meine Wanderstiefel eingepackt habe und in meinen Turnschuhen laufe. Ein letzter Rettungsanker, der erstmal ganz vielversprechend ist, auch wenn ich mir morgens noch nicht sicher bin, wie und ob ich Spanien heute erreichen werde.
Aber die Etappe beflügelt durchaus etwas. Die tolle Natur an der Küste, das Meer, der sehr abwechslungsreiche Weg – es geht voran. Die Mittagspause verbingen wir wieder am Strand, aufgrund von sehr wechselhaftem Wetter und starkem Wind bei insgesamt nicht mehr ganz so warmen Temperaturen fällt der Badegang allerdings aus. Zudem bin ich etwas besorgt, das meine Tapekunst am Fuß versandet, deshalb bleibe ich auf der Picknickdecke und genieße einen gummiartigen Proteinriegel, laut Zutatenliste eine mit Kakao versetzte Masse aus Fructooligosacchariden.


Frisch gestärkt geht es dann erstmal weiter bis Ancora, dort habe ich bei Christiane ein Kaffeepäuschen gebucht. Bis dahin überqueren wir noch einen Bach und schlagen uns durch ein wenig Gebüsch. Den Kaffee trinken wir schließlich gemeinsam mit Erik, einem holländischen Pilger, er ist fast der einzige, den wir heute treffen. Abseits des offiziell markierten Caminos sind wir heute wirklich ganz für uns – obwohl der Weg so wunderschön ist.


Im Café bittet Christiane mich dann auch liebevoll, aber inständig, bei José mit dem Taxi Boat anzurufen. Ich bereite mich mit Google translate auf die Challenge vor und hoffe, dass ich nur bis Falar inglês? ablesen muss. Doch José spricht kein Englisch und so telefoniere ich auf abgelesenem Portugiesisch weiter und bestelle uns das Taxi auf in zwei Stunden. Ob José mir zusagt zu kommen, weiß ich allerdings nicht so genau. Ob das Boot wie vermutet am Campingplatz abfährt, leider auch nicht.
Voll Vertrauen laufen wir also die nächsten sechs Kilometer zu besagtem Campingplatz. Für meine Füße ist es eigentlich schon rum, die Turnschuhe sind zwar gut, aber aufgrund der Vorbelastung ist hier natürlich auch kein Wunder möglich. Aber den nächsten Kilometer geht es dafür dann tatsächlich im Sitzen weiter – wir steigen auf ein kleines portugiesisches Motorboot und werden in Spanien im wahrsten Sinne des Wortes auf den Strand gesetzt – das Boot fährt direkt auf den Sand, wir springen vom Boot.

Die Fahrt dauert zwar nur wenige Minuten, durch die Zeitumstellung verlieren wir aber eine Stunde. Vier Kilometer sind es noch bis zum Hotel. Die ziehen sich und ich bin ganz schön am Kämpfen. Der Tag war wundervoll, aber nach 34 Kilometern und meinem persönlichen Wanderstreckenrekord komme ich ziemlich erschöpft an. Meine anfängliche Weigerung, zur Nahrungsaufnahme nochmal aufzustehen, gebe ich doch nochmal auf und so beschließen wir den Abend bei Baguette, Aufstrich und viel Manchego in einer schönen Bar.

Wir haben die Grenze zu Spanien in Josés Motorboot passiert, von einem Strand zum andern. Dass wir in der EU diese offenen Grenzen haben, fasziniert mich immer wieder und lässt mich dankbar auf dieses Gebilde schauen, in dem wir da leben. Aber meine Füße haben mir heute auch Grenzen aufgezeigt. Und die sind leider weit weniger durchlässig.

Liebe Christina,
ich lese täglich voller Spannung mit und bin sehr beeindruckt von Euren Strecken – Respekt!!
Deine Bilder und Berichte sind toll und ich bin gespannt, mehr von Euch zu hören, wenn Ihr zurück seid.
Alles Gute für Euren weiteren Weg und gute Besserung für Deine Füße.
Liebe Grüße auch an Christiane,
Eva
Liebe Eva, das freut mich sehr! Und auf jeden Fall gibt es mehr zu berichten, wenn wir wieder zuhause sind. Liebe Grüße!