Start | Ziel | km |
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Pontevedra | Armenteira | 23 |
Die Jungfräuliche Pilgerin scheint meine Gebete erhört zu haben. Nachdem ich gestern Abend eher schlecht als recht durch Pontevedra gehumpelt bin und ich mir unsicher war, wie und ob das heute weitergehen kann, startet mein Tag heute lauftechnisch (also schon ab der Strecke Bett-Badezimmer) trotz der vorhanden Fußschäden so gut wie schon länger nicht. Und so geht es nach einem spanischen Frühstück mit unseren Mit-Peregrinos von gestern auf die erste Etappe der Variante Espiritual Richtung Nordwesten. Ich habe mich wieder mit einem Brötchen, einer Tomate und einer Packung Käse (70 g, muss ja auf einmal weg) für die Mittagspause eingedeckt, die Sonne scheint und so ist auch die Pilgerlaune ziemlich gut.

Die ersten Kilometer laufen wir noch auf dem Hauptweg, auf dem immer noch ziemlich viel los ist. Nach der Abzweigung Richtung Armenteira ändert sich das aber deutlich. Wir sehen noch ein paar Peregrino-Gruppen, aber niemand trägt hier einen Tagesrucksack, sondern alle sind ähnlich bepackt wie wir.

Es geht erstmal zehn Kilometer durch leicht hügeliges Land, mal Dorf, mal Wälder, bis wir schließlich wieder an der Küste landen, im kleinen Ort Combarro. Hier legen Christiane und ich eine herrliche Mittagspause unter Palmen ein. Ich genieße mein Käsebrötchen und fühle mich ausreichend gestärkt für den dann folgenden Anstieg nach Armenteira.

Der hat es wirklich in sich – zwar geht es “nur” auf 400 m hinauf, der Weg ist aber sehr steil und liegt in der Sonne, die heute wieder alles gibt und sehr sommerlich scheint. Dafür werden wir zwischendurch mit phantastischen Ausblicken und einer insgesamt sehr ruhigen Wanderstrecke belohnt. Als wir am Zisterzienserinnenkloster in Armenteira ankommen, bin ich zwar völlig erschöpft, aber auch sehr glücklich und zufrieden.

Wir gönnen uns erst einen kalten Drink in der Bar nebenan und dann ein paar kühle, ruhige Moment im Kreuzgang des Klosters. Die Kirche ist leider zu, so holen wir uns unseren Stempel im Shop.




Unsere Unterkunft liegt ein bisschen außerhalb (das Kloster hatte im Vorfeld mitgeteilt keinen Platz mehr zu haben) und bietet einen Abholservice direkt vom Kloster an. Das ist zwar nicht ganz peregrino-like, aber ich bin extrem dankbar für diese sechs Minuten im Auto. Wir beziehen schließlich unser äußerst stilvoll eingerichtetes und ruhig gelegenes Zimmer und ich freue mich erstmal auf eines der großartigsten Erlebnisse des Tages – die Dusche. Dann muss noch das Bergtrikot und alles andere, was nicht mehr gut riecht, gewaschen werden. Den Abend verbringen wir zu viert mit Stefan und Christiane, die das andere Zimmer hier oben bezogen haben, und lassen uns mit Kaffeelikör in die galizische Kultur einführen.
Der Weg heute war trotz der Höhenmeter ein sehr entspannter und ich bin sehr dankbar, dass heute vieles einfach so lief. Beim Ausbalancieren des Rucksacks zwischen Hüfte und Schultern hatte ich hin und wieder das Gefühl, dass meine Schultern vielleicht doch mehr tragen können, als ich so dachte. Und vielleicht steckt ja auch an vielen anderen Stellen noch Potential, dass es zu entdecken gilt. Vielleicht schon morgen auf der nächsten Etappe..