Start | Ziel | km |
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Armenteira | Vilanova de Arousa | 26 |
Die Nacht in unserer wunderschönen Unterkunft auf dem Land war leider etwas durchwachsen (nicht ganz so bequemes Bett), das Frühstück ist dafür großartig und sorgt für einen guten Start in den Tag. Stefan hat beschlossen heute mit dem Taxi weiterzufahren und so machen wir uns zu dritt auf den Weg.

Wir werden zum Glück wieder mit dem Auto zum Monasterio zugebracht und starten dort auf die Ruta da pedra e da auga, ein wunderschöner Wanderweg (Weg der Steine und des Wassers) entlang eines Baches, der Ria Armentieei, der durch unzählige kleine Wasserfälle ins Tal rauscht und früher viele kleine Mühlen betrieben hat. Gut 30 Ruinen stehen davon noch. Das Licht findet langsam seinen Weg in diesen Wald und wir können uns am Wasser kaum sattsehen und -hören. Das ist wirklich einer der schönsten Abschnitte des Caminos.



Nach ca. sieben Kilometern führt der Weg dann flach am Wasser weiter, durch ein Weinbaugebiet und an blühenden Wiesen vorbei. Wir haben wieder viel Glück mit dem Wetter, die Sonne scheint und lässt fast vergessen, dass es zuhause noch kein Frühsommer ist. Der gesamte Tag ist in ein sattes Grün getaucht, erst die moosbewachsenen Bäume im Wald, später die Wiesen, Weinreben und Büsche entlang des Weges.

Zur Mittagspause entspannen wir in einer Bar direkt am Fluss Rio Umia, in den die Ria Armenteira mündet. Die Pause habe ich ziemlich nötig, der Berg von gestern steckt mir doch noch ganz schön in den Beinen. Aber so eine Pause mit Toast, kühlem Getränk und einem Kaffee kann wirklich Wunder wirken, danach geht es deutlich kraftvoller weiter.

Irgendwann verlassen wir den Flusslauf und gehen wieder Richtung Küste, da liegt schließlich unser Ziel. Der Weg dorthin führt weiter durch Weingüter und verschlafene Dörfer und ist heute vor allem eines: sehr entspannt. Keine außerordentlichen Herausforderungen, keine schwerwiegenden Behinderungen der Gehfunktionen, kein Pilgerblues, der einem das Laufen manchmal durchaus schwer machen kann. Ich genieße es, einfach da zu sein, unterwegs, ohne größere Sorgen, aber auch ohne Fäden, die ich im Kopf zusammenhalten muss.
Wir kommen noch an einer Kirche vorbei, deren Tür aber leider verschlossen ist. Dafür sind andere bedeutende Türen geöffnet – die der Toiletten auf dem angrenzenden Friedhof. Dass Pilger*inner auch mal aufs Klo müssen, ist in den ganzen Camino-Foren ein etwas unterrepräsentiertes Thema. Bisher hatten wir meistens Glück und mussten noch keine Notfälle verzeichnen. In Portugal waren die Kirchen oft mit Toiletten auf dem Hof ausgestattet, heute sind wir wieder sehr dankbar für diese Möglichkeit.
Wir erreichen schließlich die Küste und ich bin fast schon etwas euphorisch, denn heute laufen wir die letzte Etappe mit über 20 Kilometern – 26 werden es am Ende sein. Da sich meine Füße einen weiteren Tag gut halten, scheint Santiago errichbar zu sein. Die Wanderkrätze ist auch schon verschwunden, vielleicht hatte ja auch hier die jungfräuliche Pilgerin ihre Finger im Spiel (regelmäßiges Füßehochlegen hat aber sicher auch nicht geschadet).

Am Strand lasse ich es mir nicht nehmen, nochmal einmal kurz in den Atlantik zu springen, auch wenn das ein extrem kurzes Badevergnügen wird. Die Abkühlung tut gut und so schaffen wir den letzten Kilometer bis zur Unterkunft in Vilanova des Arousa ohne Probleme. Von Christiane und Stefan, unserer bisher längsten Peregrino-Begleitung, müssen wir uns heute auch verabschieden, sie bleiben noch einen Tag länger in der Stadt.
Nach der Ankunft in der Pension fragen wir unsere Wirtin nach einer Empfehlung für vegetarisches Essen, das war bisher eine gute Sache. Sie ruft ihren Kumepl aus der Bar an, der sagt etwas von Reis mit Gemüse ab 20 Uhr. Essen ist in Spanien grundsätzlich eine späte Angelegenheit. Pünktlich um acht sitzen wir in der Bar, der Kumpel fragt auf englisch, ob wir aus der Pension kommen, und bietet uns sehr freundlich den Reis mit dem Gemüse an. Wir nicken und sind gespannt. Als nächstes bringt eine nicht ganz so kommunikative Bedienung für jede ein kleines Schälchen mit besagtem Reis, dazu kein einziges Wort. Ich bin etwas verzweifelt, denn das Schälchen ist mit einem Happen leer und mein Pilgerbauch hat Hunger. Nach einiger Zeit kommt der zuvorkommende Kumpel nochmal und fragt, ob wir den Reis möchten. Muy rico, einen großen Teller bitte, plus Salat. Es gebe eine große Portion, für zwei. Die nehmen wir. Als sie die auf dem Teller verteilen, verzweifel ich erneut, denn der Teller ist schon wieder gleich leer. In der Küche sei ein Fehler passiert, falsche Topfgröße, wir bekommen das gleiche nochmal. Endlich satt – sehr lecker und zufrieden und ein wirklich sehr bemühter Kumpel. Aber das vegetarische Essen bleibt in Spanien ein Abenteuer.
Ich bin sehr dankbar, dass wir die letzten zwei Etappen mit ihrer Ruhe und Abwechslung gelaufen sind und sie uns nochmal ans Meer gebracht haben. Ich bin mir noch nicht sicher, was es mit dem Espiritual dieser Variante auf sich hat, aber wahrscheinlich ist die Ruhe und der Frieden, den ich hier gefunden habe, auf jeden Fall ein Teil davon.
ich könnt es nicht beschwören und müsste nochmal ganz bewusst alle Bilder durchgehen, aber WOW, heute ist (wie immer, I know) Premiummaterial dabei.
Ich LIEBE das erste!
Gesegnete Füße für die letzten Meter und erfülltes Ankommen!
Danke!!!! Das war auch wirklich ein Hammer Weg da am Wasser entlang. Bin extrem dankbar, dass ich die Kamera mithatte – und dass wir schließlich gut angekommen sind. Liebe Grüße 🙂