Angekommen – Camino portugues #15

StartZielkm
Padrón/A CoruñaSantiago de Compostela19
13. Etappe

In unserer Herberge ging es seit heute morgen um 5 Uhr rund. Es wurde geduscht, geräumt, gepackt, um möglichst früh wieder auf den Weg zu kommen. So erzählt es mir Christiane jedenfalls, ich schlafe tief und fest, bis fast alle anderen weg sind. Wir kommen um halb neun aber dennoch relativ früh los und haben die letzten 18 Kilometer nach Santiago vor uns – Endspurt.

Am Anfang purzeln die Kilometer auf den Steinpfosten recht schnell. Der Sonnenaufgang ist noch nicht allzu lange her und die Strahlen dringen am manchen Stellen ganz mystisch durch den Wald, das sind tolle Momente. Eigentlich hatten wir mit Regen gerechnet, stattdessen haben wir einen fantastischen Vormittag, an dem es mal durch die Dörfer und mal durch den Wald geht, insgesamt sehr abwechslungsreich – und heute auch wieder recht Peregrino-reich. Es ist ein spannendes Gefühl, mit all diesen Menschen in ein paar Kilometern Santiago zu erreichen.

Nach einer kleinen Mittagspause kommt schließlich doch der angekündigte Regen – 4 Kilometer vor dem Ziel, erst mäßig, dann durchdringend. Aber am letzten Tag, so kurz vor dem Ende, scheint das nicht mehr so viel auszumachen. Wir laufen weiter stadteinwärts und treffen kurz vor den Altstadt nochmal auf Cindy, meinen Begleitung aus dem Bus, sie war gestern schon angekommen. Dann geht es weiter zur Kathedrale, den Punkt, auf den all die Jakobswege aus ganz Europa zulaufen.

Wir kommen im strömenden Regen auf dem Platz vor der Kathedrale an und müssen erstmal feststellen, dass der Portico de la Gloria, der Haupteingang an der Westseite, heutzutage nur noch Inhabern von Museumtickets zugänglich ist. Wir gehen also zum Südeingang und stellen uns dort in die Schlange. Es geht gut voran, allerdings werden wir am Eingang gestoppt – keine Rucksäcke in der Kirche, Sicherheitsmaßnahme. Für die Peregrinos soll die Reise also erstmal auf dem Vorplatz, im Hostel oder der kostenpflichtigen Gepäckaufbewahrung des Pilgerbüros enden, nicht in der Kathedrale.

Nachdem sich der Himmel schon seit Stunden über die konsequente Vermarktung der Kathedrale ausgeweint hatte, können wir unsere Tränen nun auch nicht mehr zurückhalten und stehen patschnass und enttäuscht vor der Kirche. Aber wie dankbar bin ich, Christiane in den Arm nehmen zu können, und so berappeln wir uns bald wieder und gehen im Hotel erstmal heiß duschen.

Am Nachmittag laufen wir noch zur Franziskanerkirche, in der wir schließlich das Gefühl haben, anzukommen am Ende unseres Weges, für dieses Mal. Hier bleibt auch ein wenig Ruhe, um den bisherigen Tag wirken zu lassen. Links neben dem Altarraum befindet sich eine Tür, wir klopfen und gehen durch. Dahinter sitzt ein Bruder, der unseren Pilgerpass mit einem Tau stempelt und uns das Memorandum, einen franziskanischen Segen, aushändigt – Pax et bonum.

Mit dem Frieden dieses Moments im Herzen besuchem wir dann doch noch einmal das Pilgerbüro und lassen uns den Abschluss unserer Pilgerreise bestätigen. So gehen wir nun auch hier hochoffiziell in die Statistik ein. Der ganze Vorgang ist durch die Digitalisierung (Online Registrierung, Nummer ziehen, Ausdruck erhalten) zwar effizient gestaltet, aber auch ein wenig kühl.

Schließlich geht es dann doch nochmal in die Kathedrale. Ich bin von dem vielen Gold und überbordenden Engelsdarstellungen etwas erschlagen. Wir bleiben zur Pilgermesse, die grundsätzlich schön ist, aber zur Kommunion nochmal einen Dolchstoß bereithält. Nach dem Selig sind, die zum Mahl des Herrn geladen sind folgt eine Durchsage des Sicherheitspersonals, dass die Einladung nur für Katholiken gelte und die Hostie vor dem Priester zu essen sei. Gott möge das richten.

Der Botafumeiro, das 1,6 Meter große Weihrauchfass, wird heute leider nicht geschwenkt – es ist kein Hochfest und es scheint sich kein zahlungskräftiger Peregrino aufgetan zu haben, der bereit war, das Spektakel mit einer Spende von 300 bis 400 Euro zu finanzieren. Um den Camino Comercial zu beenden, führt der Weg aus der Kirche schließlich noch durch den Kathedralenshop. In Santiago gibt es also definitiv einen Tempel, in dem Jesus mal aufräumen sollte.

Nachdem wir noch ein paar bekannte Gesichter in der Kirche getroffen hatten, verbringen wir den Abend in einer Rainbow-Tapasbar mit einem ukrainischen Frauenpaar aus Deutschland. Wir hatten uns in Pontevedra einmal gesehen und waren uns nun vor der Kathedrale wieder über den Weg gelaufen – ein schöner Abschluss dieses ereignisreichen Tages.

Vieles von dem heute und in den letzten zwei Wochen Erlebten muss ich nun erstmal sortieren – was war wichtig auf diesem Weg, was nehme ich mit, was habe ich vielleicht hier gelassen. Für heute bin ich erstmal sehr dankbar, es gesund bis nach Santiago geschafft zu haben.

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