Start | Ziel | km |
---|---|---|
Vilanova de Arousa | Pontecesures | 27 (mit dem Boot) |
Pontecesures | Padrón/A Coruña | 13 |
Heute müssen wir früh raus. Es ist noch dunkel, als wir um kurz vor sieben unsere Pension verlassen und rüber zum Hafen laufen. Dort fährt nämlich unser Boot für die Translastio ab, den letzten Abschnitt der Variante Espiritual.

Laut der Legende wurde der Leichnam von Jakobus aus Jerusalem nach Galizien gebracht, über das Mittelmeer, die sogenannte Translatio. Der letzte Teil dieses Seewegs durch die Flussmündung nach Padron kann man heute mit dem Pilgerboot fahren. Angeblich ist diese Fahrt aufgrund der tiefen Tradition sogar für die Compestela anerkannt und gilt nicht als motorisiertes Pilgerschummeln innehralb der letzten 100 Kilometer.

Die Flussmündung ist nur bei Flut befahrbar, und da es nur eine Fahrt pro Tag gibt, hatten wir bei der Uhrzeit keine Auswahl. Noch im Dunkeln fahren wir an Muschelzuchtstationen vorbei, bis schließlich die Sonne am grauen Himmel aufgeht und wir die Via Crucis erreichen, ein in den 1960er Jahren errichteter Kreuzweg zur See. Hier stehen 18 Steinkreuze, die ebenfalls zu Ehren der Translatio aufgestellt wurden. Wenn man nicht an die Legende glaubt, fehlt ein bisschen the magic, aber ich genieße die Fahrt trotzdem – den Sonnenaufgang, das Meer und den Abschluss der Variante, die ich sehr genossen habe.

In Pontecesures gehen wir von Board, ab hier sind es noch 27 Kilometer bis Santiago. Theoretisch machbar, wir haben jedoch auf einem Drittel des Weges nochmal eine Unterkunft gebucht, um uns noch eine Pause zu gönnen. Das fühlt sich erstmal ein bisschen ziellos an, ich bin aber sehr dankbar, heute einfach “mittendrin” aufhören zu dürfen, auch wenn uns dort keine großen Attraktionen, dafür ein paar nette Begegnungen erwarten. Meine Beine freuen sich auf die Pause.

Nach zwei Kilometern erreichen wir Padron, der Ort aus dem die Piementos stammen und Santiago nach seiner langen Reise schließlich in Galizien angekommen sein soll. Wir gehen erstmal frühstücken bei Don Pepe, der alle vorbeigehenden Pilger anfeuert und jeden zum Abschied umarmt. Anschließend besuchen wir noch die Kathedrale, in der gerade eine polnische Messe gefeiert wird – wir bleiben und ich bin dankbar, dass wir hier nochmal etwas entschleunigt werden, bevor es nochmal für zwei Stunden zu Fuß weitergeht. Eine Lektion des Camino wird sicherlich sein: Pausen sind wichtig.

Die Unterkunft erreichen wir schon zu Mittag, einmalig früh. Von hier aus gibt es nichts mehr zu tun, nichts mehr zu sehen. Vielleicht ist das gerade die Aufgabe für heute – einfach nur sein, Pause machen, einen halben Tag lang, die letzten zwei Wochen mit ihren ganzen Impulsen, Gedanken und Gefühlen wirken lassen. Der schöne Garten lädt dazu herzlich ein und auch die Sone lässt sich am Nachmittag wieder blicken.

Wir verbingen tatsächlich einen sehr entspannten Nachmittag im Garten des Hostels, kochen uns zum Abendessen Spaghetti und genießen die bunte Peregrino-Community, von der wir durch unsere gehobene Zweibettpilgerklasse bisher ja noch nicht ganz so viel mitbekommen hatten.
